Mittwoch, 13. September 2017

Glitzerstaub in der Bücherwelt – oder Literatur versus Kitschromanen


Mal wieder gab es einen Artikel, diesmal im Kulturteil von „Die Zeit“, in dem ein Buchblogger Bashing vorgenommen wurde. Kritisiert wurde, dass ein Großteil der Buchblogger optisch einer Deko-Soap gleicht. Bücher gar verkitscht präsentiert werden. Vermisst wird der intellektuelle Umgang mit dem Kulturgut Buch oder Literatur. Da werden Liebesromane gelesen, ein Leseausflug in die Phantastik oder gar Bücher gelesen, aus denen in Thrillermanier das Blut tropft. Und wir Blogger schreiben darüber. Ja es stimmt, in den Blogbeiträgen geht es dann nicht um literarische Auseinandersetzung, um ein intellektuell-gedanklichen Disput und Auseinandersetzung mit dem geschriebenen Werk. 



Wie sollte es auch, da dieser Bestandteil des Buchmarktes nur zwei Zwecke hat – den Leser zu unterhalten und den Autoren, Verlagen, Lektoren Geld einzubringen. Ja auch und vor allem letzteres, denn auch der Literaturbetrieb ist nichts als ein Wirtschaftsbereich in dem den es hauptsächlich um Geld geht.


Geschichtlich gesehen, waren die Menschen, die Lesen und Schreiben konnten schon immer im Vorteil, waren sie den Ungebildeteren überlegen. Bücher erlangten so einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft. Dieser existiert noch heute. So ist es für viele undenkbar, ein Buch wegzuwerfen, selbst wenn der Zustand des Buches das wünschenswert erscheinen lässt. Bei anderen „literarischen“ Werken ist es schade um das Papier, auf das es gedruckt wurde und weckt den Wunsch doch bitte alle Exemplare im Altpapier verschwinden zu lassen, damit niemand seine Zeit auf dieses Werk verschwendet.

Es galt als gebildet zu lesen, sich darüber auszutauschen. Bis es Bücher als Massenware gab, war dieses ausschließlich einer kleinen Gesellschaftsschicht möglich. Dieser Habitus hat sich gehalten, bis heute, und findet sich aus meiner Sicht in der Literaturszene, den Feuilletons der Zeitungen wieder. Der dortige Schwerpunkt liegt in den Werken, die einen handwerklichen und intellektuellen Standard entsprechen sollen. Entsprechende Besprechungen finden sich dort wieder. Mal positiv, mal negativ mit literaturwissenschaftlichen Kriterien belegt, mit wohlfeilen Worten beschrieben und am besten noch mit Zitaten untermauert und zu zeigen, dass man literarisch bewandert ist.

Ja es gibt Buchblogger, die ohne weiteres auf diesem Niveau schreiben können, sich literarisch – intellektuell messen können. Diese legen auch Wert darauf, dass sie nicht zu den Kitschroman-Bloggern gehören.

Doch was ist mit den restlichen Buchbloggern? Ja, ich zähle mich zu diesen. Natürlich wird mein Blog von Literaten und „studierten“ Literaturkritikern, Literaturwissenschaftlern belächelt, sofern sie sich herablassen, meinen Blog überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Denn ich bin ja nur Amateur.

Sollen sie es ruhig tun, denn ich habe nicht den Anspruch zu Ihnen zu gehören, den mein Blog ist mein Hobby. Ja auch das gibt es. Ich schreibe Artikel, weil ich Spaß daran habe meine Meinung zu Büchern zu äußern – und zwar zu denen, die ich lese. Und mein Lesegeschmack ist ein kunterbunter Gemischtwarenladen. Oftmals bedingt durch mein Leben. Wenn ich einen langen Arbeitstag lang Zahlen analysieren und auswerten musste, anschließend Manager gerecht aufbereitet präsentieren muss mit dem Wissen, dass darauf weitreichende Entscheidungen getroffen werden, brauche ich reine Unterhaltung nach Feierabend. Gerne auch mal anspruchslos. Die Beiträge spiegeln ausschließlich meine Meinung wieder und sind keine literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Buch. Das sollten die Kritiker der Buchblogger auch bedenken, nicht jeder kann und will diese literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung. Denn wer weder Literaturwissenschaft, Journalismus oder ähnliches studiert hat, wird es bei dem Versuch nicht besser machen, sondern dieses Unvermögen zeigen. Intellektuell anspruchsvoller wäre mein Blog vielleicht, wenn ich die Geschichtsbücher besprechen würde, die ich gelesen habe. Doch bin ich keine Historikerin, da wäre die Gefahr Dinge falsch anzumerken noch größer, so überlasse ich dieses Feld doch jenen, die sich in der Materie „Geschichte“ auskennen. Was bleibt? Mein Interesse am Lesen und der Wunsch meine Ansichten darüber zu veröffentlichen. Die heutige Zeit bietet die Mittel dazu, die ich in Form eines Blogs nutze. Mein Ziel mit meinem Bücherblog erreiche ich – und Überraschung, es gibt sogar Menschen, die diese Texte lesen.

Das Verlage Bücherblogs jeglicher Art unterstützen zeigt nicht unbedingt, dass Bücherblogs neue Feuilletonisten der Verlage geworden sind, wie ein Kommentator des zu Anfangs genannten Artikels meint, sondern die Blogger wurden von den Verlagen als kostengünstiges Werbemittel entdeckt. Denn die Verlage leben vom Verkauf und oftmals generieren nicht die literarisch-intellektuell hochwertigen Bücher die Einnahmen, sondern die Massenliteratur.

Bei deren Vermarktung sind die Buchblogger ein bequemes Mittel der Wahl um Käufer zu erreichen.

Gefallen hat mir dagegen die Aussage in den Kommentaren zu dem Zeit-Artikel „Literatur ist damit das Gegenteil zielorientierter Selbstoptimierung: sie ist der Widerstand gegen uns selbst. Aktiver Widerstand, weil wir selbst zum Buch greifen.“ Doch ist es bedauerlich, wenn dieses lediglich bei Literatur gesehen wird und die Unterhaltungsliteratur, die ein solches auch bieten kann, als Kitschromane oft abgetan wird. Lieber einen gut geschriebenen Krimi von z.B. Leif Tewes oder Christian von Ditfurth, als langweilige Literatur, die Ansprüche genügen will – wenn beide den gleichen Zweck erzielen, die einen leider nur als „Kitschroman“. 
Aber das ist ja nur meine Meinung als Buchbloggerin.

Eure Martina

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