Die Leipziger
Buchmesse ist ein Ort, an dem man nicht nur viele Bücher entdecken kann,
sondern auch viele sympathische Menschen trifft. Eine davon, die Autorin
Susanne Kliem, konnte ich sogar interviewen.
Vielen Dank,
dass Du Dir die Zeit genommen hast, für dieses Interview.
Ich habe gelesen, dass Du
erst relativ spät angefangen hast mit schreiben.
Ja
Vorher hast Du vieles
beruflich gemacht in einem künstlerischen Umfeld. Kannst du mittlerweile vom
Schreiben leben oder ist das noch immer ein „Nebenberuf“?
Hast Du hast noch einen
anderen Beruf neben dem Schreiben von Büchern?
Ja, ich arbeite
noch als Journalistin für eine Fachzeitschrift - für die Weihnachtsbaum- und
Schnittgrünbranche.
Das klingt ja exotisch.
Ja, es handelt
sich dabe um das Nadeljournal. Das hat sich ergeben, weil ich einen Krimi über
die Weihnachtsbaumbranche geschrieben habe. So entstand der Kontakt und dann wurde
ich als freie Mitarbeiterin engagiert. Das ist inzwischen mein Nebenberuf.
Hauptberuflich also Schriftstellerin.
Genau. Als
Autorin.
Durch dein künstlerisches
Umfeld hast Du Dich inspiriert gefühlt auch künstlerisch tätig zu werden. Das
kenne ich, wie so viele, auch. Wenn ganz viele im Umfeld schreiben oder schauspielen, dass man das
Gefühlt hat, warum mache ich das eigentlich nicht.
Ganz genau so
ging es mir auch.
Was war es denn für ein
künstlerisches Umfeld? Künstlerisch ist ja umfassend, waren es Autoren oder
anderes?
Nein, das waren
Schauspieler. Ich habe ja längere Zeit am Theater gearbeitet, hauptsächlich als
Regieassistentin. Da habe ich mit ganz vielen Schauspielern Kontakt gehabt. Und
da hatte ich das Gefühl ich fühle mich in dieser Assistentenrolle nicht so
wohl. Ich wußte auch nie, was es sein könnte was ich künstlerisch machen kann.
Das ich nicht Schauspielerin werde war klar, dazu bin ich total unbegabt. Das
hat sich schon sehr früh herausgestellt, aber was es denn stattdessen sein könnte,
danach habe ich gesucht. Da sagte eine befreundete Schauspielerin mir, das muss
doch aus einem inneren Bedürfnis heraus kommen, das musst du doch spüren. Und
das habe ich lange nicht und das fing erst spät mit 40 an.
Also lange Zeit das difuse
Gefühl du möchtest etwas künstlerisch / musisches machen.
Ja, ichmöchte etwas
ausdrücken. Ich habe das Gefühl schon, dass ich den Leuten etwas erzählen kann.
Ich hatte erst gedacht als Theaterregisseurin könnte ich das, aber das habe ich
dann irgendwann kräftemäßig nicht mehr durchgehalten, weil Theaterregisseurin ein
wirklich schlauchender Beruf ist und so habe ich erst spät das Schreiben
entdeckt.
Aber es war für dich auch
klar, schauspielen war es von Anfang an ausgeschlossen
Relativ
sschnell, nachdem ich ein paar Statisten-Rollen hatte.
Hast du Dich denn noch in
anderen künstlerischen Bereichen wie Musik oder Malen probiert?
Überhaupt nicht,
Ich habe ja auch ein paar andere Berufe ausgeübt, in denen ich auch Schreiben
musste.Zum Beispiel im Presse / PR Bereiche gearbeitet oder Synchron-Drehbücher
geschrieben. Da bin ich ja schon mit Texten in Berührung gekommen und da hat
sich dann schon rauskristallisiert, dass mir das liegt. Dann habe ich auch
Ratgeber geschrieben zu Bewerbungsthemen „Wie bewerbe ich mich richtig“ und so weiter. Damit fing das
Schreiben an. Da habe ich dann gemerkt, ein Buch kann man schaffen, wenn man jeden
Tag 5 Seiten schreibt, dann ist es auf einmal Schwups fertig. Das hat mir auch
die Scheu vor dieser Hürde genommen – ein ganzes Buch – das ist ja wahnsinnig
viel Arbeit. Da habe ich dann gesehen, man muss jeden Tag ein bischen dran arbeiten,
dann geht das.
Wie bist du dazu gekommen
Krimis zu schreiben?
Ich hatte dann „die
Idee“, und das war dann wirklich ein Bedürfnis, ich wollte über meine Theaterzeit
einen Roman schreiben. Habe dann angefangen und gemerkt, aha das wird ein
Krimi. Ich hatte zuerst keine Polizeiermittler darin, aber es steuert auf
eklatanten Mord hin und dann habe ich irgendwann gemerkt, dass es ganz gut wäre
Polizeiermittler zu haben, weil die ein Blick von Außen auf die Theaterszene sind.
Wenn du selber Insider bist in dieser Kulissenwelt, der Leser ist es aber
nicht, ist es toll, wenn du eine Figur hast, die von außen guckt und auch mal
dumme Fragen stellen kann. Durch dessen Augen kann man dann ganz viel erzählen.
So sind dann die Polizeiermittler dazu gekommen und dann auf einmal wurde es ein
Who-dunnit und so bin ich zum Krimischreiben gekommen. Ich fand auch toll, dass
das Genre Regeln hat. Das schien mir so greifbar. Ein Krimi hat bestimmte
Regeln und bestimmte Lesererwartungen. Das fand vertrauenserweckend.
Kannst Dir vorstellen in
ein ganz anderes Genre überzugehen oder im Moment eher nicht?
Im Moment auf
gar keinen Fall. Vielleicht ganz, ganz langfristig gesehen könnte ich mir
vorstellen das Verbrechen wegzulassen und einfach was psychologisch-spannendes
auch ohne Mord zu erzählen. Das könnte ich mir schon vorstellen
Letztendlich hast Du das
bei „Das Scherbenhaus“ ja schon gemacht. Das Buch ist ja auch kein klassisscher
Who-dunnit-Krimi
Genau. Das ist
seit dem Verlagswechsel. Seit dem ich bei carls books bin, sind alle drei dort
erschienenen Bücher keine Who-dunnits mehr, gehen eher von der Struktur her
eher in Richtung Psychothriller, dabei denken dann alle an etwas brutales, ist
aber von der Definition her eher so was wie „Das Scherbenhaus“.
Liegt dir das jetzt mehr
als Who-dunnit-Krimis zu schreiben? Oder würdest du sagen es könnte auch wieder
ein who-dunnit-Krimi kommen?
Es könnte auch
wieder ein who-dunnit-Krimi kommen, weil ich es eigentlich toll finde, wenn der
Leser miträtseln kann. Am Anfang hast Du das Verbrechen und dann die falschen
Fährten. Ich finde das von der Struktur her was ganz tolles und ich schreibe
das auch gerne. Aber Du brauchst dann einen Ermittler und da fällt mir im
Moment nicht die Figur ein, die das sein könnte. Bei den Psychothriller sind
dann die Opfer selbst, die dann ermitteln müssen, um sich selbst aus der
Patsche zu ziehen.
Wir haben ja eben schon
gesagt, das Scherbenhaus ist ein Psychothriller. Magst Du den Leser erzählen,
was ihn in dem Buch erwartet?
Auf jeden Fall
zwei unterschiedliche Welten. Die Protagonistin Karla lebt eigentlich in Stade,
was ein kleines idyllisches Städtchen ist mit Fachwerkhäusern und schöner
Altstadt. Sie lebt dazu noch in einem heimeligen Bauernhaus und alles ist
romantisch. Dort wird sie vertrieben, weil sie sich von einem Stalker verfolgt
und bedroht fühlt. Sie flieht aus Stade in eine komplett andere Welt,
mittenrein nach Berlin in die Anonymität der Großstadt, dann in ein
hochmodernes, Architektur-Design-Haus, das mit neuester Sicherheitstechnik
ausgestattet ist. Dort fühlt sie sich sich am Anfang das erste Mal wieder
sicher und geschützt. Das ist eine ganz andere Welt als die, die sie kennt.
Du sagtest ja eben, es geht
ein um Stalking in dem gemütlichen Städtchen Stade – als Gegensatz dazu das Safety-Haus
in Berlin, das eine gänzlich andere Welt ist. Ich habe für mich aus dem Buch
mitgenommen, das es viel um Sicherheits- / Unsicherheitsgefühl geht. Wie bist
Du auf dieses Thema gekommen?
Ich finde es
selbst auch extrem gruselig. Die Vorstellung, dass mir jemand meine Wohnung als
sicheren Ort wegnimmt. Ich glaube es ist ein Urbedürfnis das wir Menschen
haben, das wir zu Hause sicher und unbeobachtet sind, das ist dieser Schutzraum
den wir haben, in dem wir ganz wir selbst sind. Da ist ja auch bei Leuten bei
denen Eingebrochen wurde. Die haben nie wieder dieses Zuhausegefühl in dieser
Wohnung, weil dieser Schutzraum verletzt worden ist. Das finde ich selbst auch
extrem gruselig und ich fand es spannend eine Geschichte darum herum zu
stricken.
Für Deine Bücher musst Du
recherchieren, hier Stalking, wie ist die Gefühlswelt wenn jemand sich verfolgt
oder gestalkt fühlt? Dann das Safety-Haus - was ist das überhaupt. Wie gehst du
an die Recherche heran?
Was jetzt das
Saveheaven angeht, da habe ich überlegt, kenne ich Architekten? Über 2-3 Ecken bin
ich auf eine Firma gestossen, die in Berlin solche Gebäude baut - solche
Glaspaläste. Mit denen habe ich mich getroffen und die haben mir viel darüber
erzählt.
Und wie fühlt
sich ein Stalking-Opfer? Klar kann man da auch jemanden suchen, aber da habe
ich mich in meine Phantasie hineinversetzt. Ich hatte ja selbst ein bischen ein
Stalkingerlebnis. In meinem Buch, das ich immer mit auf Lesungen nehme, da fand
ich auf einmal bei einer Lesung in München vorne drin wo immer eine Grußkarte
meiner Lektorin drinklebt als Glückbringer ein Photo. Ich schlage dieses Buch
auf und die Karte ist weg und stattdessen ist da ein Photo von einem mir
fremden Mann mit einer Gitarre. Merkwürdiger Typ – hat einfach sein Photo in
mein Buch gelegt. Ich war etwas angegruselt. Ein anderes Erlebnis hatte ich
auch gehabt. Als die Urheberrechtsdebatte vor ca. 2 Jahren so hochkochte, die
Piraten so stark waren und es auf einmal hieß jeder Content soll gratis und das
Urheberrecht soll mehr oder weniger abgeschafft werden – vereinfacht gesagt. Die
Grünen sprangen ja auch sofort auf diese Linie mit auf um sich anzubiedern. Da
haben wir vom Syndikat – von der Autorenvereinigung Syndikat – eine Aktion
durchgeführt. Wir haben uns nackt auf einen Seziertisch gelegt und mit diesen
Dreieckigen Schnitt unseren Brustkorb geöffnet und ein blutiges (Schweine-)herz
in der Hand gehabt: wir geben unser Herzblut. Pro Urheberrecht. Natürlich nur
als Maske (Anmerkung: künstlich dargestellt, wie im Film)
Nachdem das Veröffentlicht worden ist hat uns Anonymus angegriffen, also eine heftige Attacke. Alle unsere Computer wurden lahmgelegt und die haben über Twitter unsere Steuernummern und unsere postalischen Adressen veröffentlicht. Dazu haben sie dann einen Begriff aus dem militärischen wie attac verwendet. Sozusagen die Jagd auf uns ist eröffnet – und da hatte ich 3-4 Wochen in denen ich wirklich Angst hatte. Ich hatte Angst auf die Strasse zu gehen, weil ich dachte die beobachten mich. Das war extrem beängstigend für mich.
Nachdem das Veröffentlicht worden ist hat uns Anonymus angegriffen, also eine heftige Attacke. Alle unsere Computer wurden lahmgelegt und die haben über Twitter unsere Steuernummern und unsere postalischen Adressen veröffentlicht. Dazu haben sie dann einen Begriff aus dem militärischen wie attac verwendet. Sozusagen die Jagd auf uns ist eröffnet – und da hatte ich 3-4 Wochen in denen ich wirklich Angst hatte. Ich hatte Angst auf die Strasse zu gehen, weil ich dachte die beobachten mich. Das war extrem beängstigend für mich.
Das ist dann ja auch kein
diffuses Gefühl mehr, sondern sehr real.
Da war real und
natürlich nicht mit der Buchgeschichte zu vergleichen, weil es was politisches
war, trotzdem kann ich das Gefühl gut nachvollziehen. Dieses ausgeliefert sein
und du bist ohnmächtig, weil du weißt nicht wer Anonymus ist. Das können zwei
pickelige Jungs – 16 Jährige in der Garage sein, es können aber auch … - man
weiß es nicht.
Das Buch ist ja gerade neu
erschienen. Hast Du schon Ideen für weitere Bücher? Magst Du dazu schon ein
bischen was verraten?
Es ist wieder
ein Psychothriller. Eien Geschichte die für sich alleien steht. Es geht um eine
Dreiecksbeziehugn. Ein Mann – und 2 Frauen. Eine Frau überlebt das nicht.
Ist da schon ein Termin in
Aussicht?
Noch nicht,
wenn es so bleibt wie bisher, das so alle 1, 5 Jahre ein Buch erscheint, dann
wäre das im Herbst 2019
Da müssen wir uns noch
gedulden.
Leider ja –
ich muss es ja auch erst noch schreiben.
Schaffst Du es nebenbei
auch noch Bücher von anderen Autoren zu lesen?
Relativ wenig.
Ich versuche es immer wieder, aber ich komme eigentlich nur im Sommerurlaub so
richtig dazu. Sonst abends im Bett vor dem Einschlafen 3-4 Seiten. Mühsam, aber
tagsüber schaffe ich es gar nicht.
Liest du denn Krimis oder lieber
etwas ganz anders.
Nein
hauptsächlich Krimis und Trhiller und fast nur noch von deutschen Kollegen und
Kolleginnen. Weil diese mir sehr nah sind und da möchte ich wissen, was haben
sie wieder veröffentlicht.
Magst du uns ein oder zwei
Bücher empfehlen, ein paar Autoren ans Herz legen?
Also Gisa
Klönne, die ist ja bekannt, die hat einen neuen Band zu Ihrer Judith Krieger
geschrieben „Die Toten, die dich suchen“. Oliver Menard – er schreibt mehr Thriller
mit Serienkillern, aber ich finde, dass er eine sehr schöne Sprache hat. „Das
Hospital“ ist sein neuestes.
Es gibt so
viele – das ist schwer zu beantworten.
Zum Abschluss - Wie wichtig
ist dir das Feedback von Deinen Lesern?
Sehr wichtig.
Ich find das immer sehr interessant und lese ich auch. Und ich lese auch in den
Social Medias und freue mich über Kommentare und Meinungen .
Dann Danke ich, dass Du Dir
die Zeit genommen hast meine Fragen zu beantworten.
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