Ich lese gerne und viel. Oft sind es Bücher zum Entspannen
und Abschalten. Doch daneben brauche ich Sachbücher oder anspruchsvolle Bücher,
die meinen Geist anregen, neue Gedanken aufwerfen und mich zum Nachdenken
bringen.
Zu diesen Büchern gehört für mich auch das Buch „Die Angst
vor der Frohen Botschaft: Wissenswertes aus dem Gruselkabinett der
"Religion der Liebe"“ von Peter Sasse
aus dem Musketier Verlag.
Titel: Die Angst vor der Frohen Botschaft: Wissenswertes aus dem Gruselkabinett der "Religion der Liebe"
Verlag: Musketier Verlag
Format: Taschenbuch
Umfang: 212 Seiten
ISBN: 978-3000505171
Preis: 14,90 €
zum Buch beim Verlag
Alles was mit Religion, sei es Christentum oder Islam oder
jedweden anderen Religionen zu tun hat, ist für mich zwar kein unangenehmes
Thema, aber ich fremdel damit.
Ja, ich bin Christin und ja, ich gehöre einer Kirche an.
Aber es fällt mir schwer, mich dazu zu bekennen, dazu zu stehen.
Warum? Ich weiß es nicht, oder kann es nicht genau benennen,
aber ich denke, es hat viel damit zu tun, dass es nicht modern oder angesagt
ist gläubig zu sein.
Gläubig sein, das klingt altmodisch, unmodern. Nun also auch
noch ein Buch, dass sich auf den ersten Blick gegen die christliche Religion,
den christlichen Glauben wendet.
Der Klappentext verheißt allerding anderes:
„Der Autor verbindet in diesem für religionsgeschichtliche
Laien geschriebenen Werk seine Erfahrungen als Lehrer im bischöflichen Dienst
mit seinen kulturhistorischen und theologischen Kenntnissen und beschäftigt
sich mit der Frage, warum die Kirche heute kaum noch mit dem urchristlichen
Gedankengut übereinstimmt. Schon der Philosoph Friedrich Nietzsche stellte im
19. Jahrhundert fest: „Die Kirche ist genau das, wogegen Jesus gepredigt hat.“
Den Nachweis dieser Aussage führt der Autor an Hand von Themen wie Sexualität,
Frauenfeindlichkeit, Reichtum und Macht der Kirche sowie Fälschungen von Bibeln
und geschichtlichen Wahrheiten. Der Leser erfährt eine Glaubensgeschichte, die
nicht nur interessant, wissenswert und spannend, sondern auch unheimlich und
erschreckend ist. Ein brisantes Buch!“
Doch um zu erfahren, was tatsächlich hinter diesem Buch
steckt, muss man es sehr genau lesen, und das aus meiner Sicht nicht nur
einmal.
Der Autor leitet das Buch mit einem Vorwort ein, in dem er
schon aufzeigt, in welche Richtung seine Gedanken in dem Buch gehen.
So setzt er als Basis, dass viele „eine in der Kindheit
geprägte romantisch-religiöse Vorstellung ihres Glaubens, weniger ein
fundiertes Wissen über Inhalte der Bibel oder Kenntnisse der Glaubensinhalte
ihrer Kirche“ besitzen.
Diese Unkenntnis möchte der Autor nicht behben, aber
Aufklärung betreiben.
Dies geschieht, wie Peter Sasse in seinem Vorwort formuliert
aus dem Grunde, dass Christen immer noch Unglaubwürdiges und sogar widerlegtes
glauben.
Der Ansatz, Aufklärung über die christliche Kirche zu
betreiben, war für mich der Grund das Buch zu lesen, kann ich mich mit dem
weiteren Aspekt Unglaubwürdiges und sogar widerlegtes glauben nicht
identifizieren.
Sehr schnell wird deutlich, dass Peter Sasse sich
hauptsächlich mit der der römisch-katholischen Kirche und deren Strukturen beschäftigt.
Dabei vermisse ich die Auseinandersetzung mit anderen konstitutionellen,
christlichen Kirchen, wie z.B. der evangelischen.
Schwerpunkt des Buches ist aber die inhaltliche Auseinandersetzung
mit der Bibel und dem Aufzeigen der Widersprüche. Sein Ziel und Fazit in diesem
Buch ist, dass “unsere heutige Ordnung mit ihren Menschenrechten gegen das
Christentum durchgesetzt“ wurde. Und „Ich habe an vielen Stellen gezeigt: das
angebliche Wort Gottes ist in Wirklichkeit nichts anderes als das Wort
weltlicher Oberhirten“.
Dies ist mir persönlich zu kurz gegriffen. Das mag auch
daran liegen, dass ich der evangelischen Kirche angehöre. Diese hat eine andere
Struktur, als die römisch-katholische Kirche. Die evangelische Kirche ist,
zumindest in meinem Umfeld, von der Gemeindefreiheit geprägt, d.h. jeder
Gemeinde ist anders. Dort ist jeder Auslegung vertreten, von dem fast schon
fundamentalistischen christlichen Glauben bis zur offenen Bibeldiskussion von
einem homosexuellen Pastor mit Lebensgefährten und Kind oder einer Pastorin auf
der Kanzel.
Für mich gehört Kritik und die kritische Auseinandersetzung
zum christlichen Erbe. Denn erst diese Auseinandersetzung führte in der
westlichen Kultur zu der Entwicklung der Demokratie, den Menschenrechten und
anderen Errungenschaften, die unser westliches Leben bestimmen. Ohne eine
Auseindersetzung mit der herrschenden Ordnung gibt es keine gesellschaftliche
Entwicklung und Neuorientierungen.
Stimme ich mit den Schlüssen und dem Ausgangspunkt des
Autors auch nicht, oder nur zum Teil überein, kann ich das Buch dennoch empfehlen,
denn mit dem Wissen, dass das Buch eine Anklageschrift gegen die
(römisch-katholissche) Kirche ist und die Bibel als Basis und Fundament der
Kirche, läuft kein Leser Gefahr kritiklos die Meinung das Autoren zu
übernehmen.
Blendet man dieses beim Lesen aus, liefert das Buch einen
kurzen Abriss der Kirchengeschichte. Mehr kann es bei seinem geringen Umfang
nicht bieten. Dennoch hat es mir neue, andere Aspekte gezeigt, die ich bis
dahin nicht kannte.
Diesen kirchengeschichtlichen Zeitablauf nutzt der Autor um
die Widersprüche in der Bibel aufzuzeigen, ebenso wie die Defizite oder
Widersprücher der Kirchenlehre in der heutigen Zeit gegenüber der Bibel.
Für kritische Betrachter der Kirche, die sich mit der
christlichen Kirche auseinandersetzen wollen, bietet das gut lesbare Buch kurzweiliges,
interessantes Wissen und ist daher absolut empfehlenswert.
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